Freitag, 13. August 2010

Top of Afrika - Kilimanjaro

Top of Africa über die Machame Route
Gipfelziele: Stella Point (5.745 m); Uhuru Peak (5.895 m)
Begleiter: Teresa und Peter
13. August 2010 - 26. August 2010

14. August 2010:
Gertraud bringt uns zum Zug nach Passau. Unsere Reise beginnt gleich mit einem Paukenschlag. Ein Kurzschluss in der Elektrik des Triebwagens bringt eine einstündige Verspätung mit sich. Wir bangen, ob wir den Flug in München noch erreichen. Es geht sich aber GottseiDank aus.
Um 10:30 Uhr heben  wir in München mit Turkish Airlines ab nach Istanbul. Nach einem mehrstündigen Aufenthalt in Istanbul fliegen wir gegen 19:00 Uhr weiter nach Nairobi. Ankunft in Nairobi gegen 1:30 Uhr. Am Flughafen erwartet uns ein Taxi nach Tansania.

15. August 2010:
Die Fahrt nach Arusha sollte etwa 3 Stunden dauern, so wurde uns vom Reisebüro mitgeteilt. Tatsächlich waren es 5 Stunden auf einer teilweise Rumpelpiste, in einem engen LandRover. Wir sind geschlaucht. Wir hätten doch lieber die 300 Euro Aufpreis für einen Direktflug nach Arusha auslegen sollen.
Nach der Ankunft in Arusha beziehen wir unser Hotel und fallen hundemüde ins Bett. Am Nachmittag treffen wir unsere Ansprechperson des Reisebüros und besprechen mit ihr den weiteren Ablauf unserer Tour. Am Abend speisen wir in einerm nahegelegenen Restaurant und lernen gleich die tradtionelle Speisekarte kennen.

16. August 2010:
Machame Gate (1.804 m) - Machame Camp (2.980 m); Regenwaldzone; 6-7 Stunden (9 km)



Wir treffen am frühen Morgen unsere Crew (1 Guide, 1 Assisstent Guide; 1 waiter; 1 Cook; 10
Porter) Eine ziemlich große Truppe für 3 Bergsteiger, so denken wir. Im Lauf unserer Tour stellt sich aber heraus, dass jeder eine wichtige Aufgabe überhat.
Unsere Crew
Auf der Anfahrt zum Machame Gate halten wir an einem Supermarkt an der Landstraße und die Crew deckt sich noch mit den notwendigen Lebensmitteln und Trinkwasser ein.
Am Machame Gate werden wir registriert, und das Gepäck wird auf die einzelnen Träger verteilt. Wir starten in der Zwischenzeit mit unseren Guides. Die Wanderung führt durch dichten Regenwald mit Begonien und tropischen Gewächsen. Der Weg gleicht mehr einem Urwaldpfad, der sich vorbei an mit Flechten bewachsenen Baumriesen hindurchschlängelt. Je mehr wir an Höhe gewinnen, umso mehr dominiert die Moorland Zone mit mystischen silbergrauen, moosbehangenen Erica.
Schließlich erreichen wir nach 6 Stunden das Machame gate. Die Träger haben uns im Lauf der Wanderung bereits überholt und so finden wir ein perfekt eingerichtetes Lager mit Essenzelt, Tischen und Stühlen vor.
Teresa, Peter und ich mit unserem Tourguide
Wir sind nicht allein auf Tour, der Zeltplatz ist fast voll. Wir werfen einen ersten Blick auf den Kili, der im Abendrot der untergehenden Sonne erstrahlt. Die Dämmerung ist kurz und die Dunkelheit bricht schnell herein. Nach einer herrlichen Abendmahlzeit begeben wir uns in unsere Schlafzelt und verbringen eine erste Nacht im Zelt.

17. August 2010:
Machame camp (2.980m) - Shira camp (3.830 m)
Im Heidemoorland; 4 - 6 Stunden; (7 km)

Nach einer mehr oder weniger guten Nachtruhe erwartet uns ein frischer Morgen. Es ist saukalt, solange die Sonne noch nicht über den Horizont heraufgekrochen ist.
Es erwartet uns ein hervorragendes Frühstück mit Früchten, Müsli, heißer Tee oder Kaffee, Brot und …… Jetzt wissen wir auch, wozu wir soviele Träger mithaben.
Unterhalb des Kili
Allmählich steigt die Sonne über den Horizont und erwärmt uns mit ihren Strahlen. Die heutige Etappe ist einer der "leichtesten" auf der gesamten Route. Entlang eines steilen Bergrücken geht es durch Phillippia Büsche. Schließlich treffen wir auch auf die ersten Senecien.
Schwarze Felsen und Lavasand bestimmen das Landschaftsbild. Unterhalb des Shira Plateaus nehmen wir unseren Lunch ein. Die Träger haben uns bereits überholt und wir staunen über ihre Bergausrüstung. (abgetragene Turnschuhe,….) Bald darauf erreichen wir das Shira camp in einer Höhe von 3.840 m.
Hochbetrieb im Shira camp
Nach einer kurzen Rast erklimmen wir noch einen Lavafelsen in der Nähe. Bei mir macht sich Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Übelkeit bemerkbar. Dies nimmt gegen Abend noch zu, mir ist schlecht, ich habe keinen Hunger. Teresa erklärt mir, dass ich sicher auf der Tagesetappe zu wenig getrunken habe. Ich falle ins Zelt und befürchte, dass ich absteigen muss, wenn sich mein Zustand nicht bessert.

18. August 2010:
Shiracamp (3.830 m) - Barranco camp (3.950 m); Im Moorland/Hochwüste; 6-7 Stunden (10 km)
Zu meiner Überraschung wache ich ohne Beschwerden auf. Meine Übelkeit vom Vortag ist wie weggeblasen. Wahrscheinlich war mein schlechter Zustand doch auf Anzeichen einer leichten Höhenunverträglichkeit zurückzuführen. Ich nehme mir für den heutigen Tag vor, ausreichend zu trinken.
Anstieg zum Lava Tower
Der heutige Tag dient der besseren Akklimatisierung. Wir legen zwar insgesamt ca. 1.300 Höhemeter zurück, schlafen aber nur 100 Meter höher als am Vortag. Es geht zügig bergauf zum "Lava tower". Vor dem letzten Anstieg zum Lava tower schwächelt Peter und wir machen eine kurze Rast. Wahrscheinlich setzt ihm auch die Höhe zu. Teresa ist unbeeindruckt von der Höhe. Wir hätten den Tower auch umgehen können. Wir wollten aber unbedingt diese Höhe bezwingen.
Am "Lava tower" (4.430 m) halten wir eine ausgedehnte Rast. Einige Bergsteiger haben zusätzlich noch den Lava Tower bestiegen. Uns reizt das nicht mehr. Die Luft ist merklich dünner und es ist auch frisch.
auf dem Weg ins Barranco valley
Entlang des Bergmassivs geht es weiter über den Kibo circuit teils bergauf und bergab ins Barranco valley. Die staubige Stein- und Geröllwüste wandelt sich allmählich wieder zum Heide und Moorland. Den Weg säumen großartige Formationen der Riesenkreuzkräuter. Nach etwa 7 Stunden haben wir unser Tagesziel erreicht. Wir sind etwas geschafft. Ein anstrengender Tag.
Die Träger begrüßen uns mit einem fröhlichen Lied und Tanz, das lässt unsere Müdigkeit rasch verschwinden.

19. August 2010:
Barranco camp - Karanga camp (4.250 m)
In der Hochwüste; ca. 4 Stunden
Nach einem kräftigen Frühstück heißt es die Kraftreserven zu mobilisieren. Wir müssen heute über die "Breakfast wall" oder die "Barranco wall". Die Trekking Stöcke bleiben heute im Rucksack, denn wir brauchen auch manchmal die Hände beim Aufstieg. Die Tour ist ungefähr mit dem Steig auf den
Traunstein vergleichbar. Der Ausblick über das Barranco Tal ist traumhaft.
Riesenkreuzkräuter säumen den Weg
Nach dieser Passage eröffnen sich herrliche Ausblick auf die Gletscher des Kili, auf den Heim-, den Kersten, und den Decken Gletscher. Wir genießen das traumhafte Panorama und legen eine längere Rast ein.
Vorbei an Bachläufen und steinübersäten Wiesen geht es bergauf und bergab. Nach gut 2 Stunden haben wir das Karanga camp erreicht. Der Koch erwartet uns bereits mit einem herrlichen Mittagessen. Anschließend  genießen wir den Rest des Tages in der warmen Nachmittagssonne am Fuße des Kili.

20. August 2010:
Karanga camp - Barafu camp (4.600 m )
Barafu camp - letztes Camp vorm Gipfel
Nach einer herrlichen Nacht, wir sind bereits an die Höhe gewöhnt, geht es weiter aufwärts, vorbei an unzähligen "Steinmännchen". Am Horizont sieht man bereits das Barafu camp. Es ist das letzte camp vor dem Gipfel.
Heute heißt es früh schlafen gehen, denn der Gipfeltag beginnt mit dem Wecken um 23:00 Uhr

21. August 2010:
Barafu camp - Uhuru peak (5.895 m) - Mweka camp (2.850 m)
Nachtaufstieg zum Gipfel und Abstieg bis zum Mweka camp; 12 Stunden
Nach einem Frühstück mit Keksen und heißem Tee geht es hinaus in die dunkle, kalte Nacht.
Nachtaufstieg 
Ich habe meine, Schiunterwäsche, meine Überhose an. Die Träger bleiben im Camp nur die beiden Guides begleiten uns zum Gipfel. Mehrere Gruppen sind bereits vor uns aufgebrochen. Wir steigen langsam empor, vor uns sehen wir die Stirnlampen der vor uns aufsteigenden Gruppen. Der Aufstieg ist mühsam, die Höhe macht sich bemerkbar und wir rasten häufig. Peter klagt bei etwa 5.200 m über Müdigkeit und Übelkeit. Schließlich gibt er auf und macht sich mit dem Assisstent Guide auf den Rückweg. Schade.
Imposanter Gletscher am Kraterrand
Wir steigen weiter, auch meine Grenzen sind fast erreicht. Durchhalten, nicht aufgeben, irgendwann werden wir diesen verdammten Stella point (Kraterrand) ja doch erreichen.
Allmählich zieht die Dämmerung herauf und winzige Sonnenstrahlen zeigen sich über dem Horizont. Ich gehe wie in Trance. Teresa motiviert mich immer wieder. Ich muss häufig rasten. Schließlich stehen wir am Stella point. Ich setze mich nieder und beschließe, diesen Platz nicht mehr zu verlassen. Inzwischen geht die Sonne über dem Mawenzi auf, ein traumhaftes, unvergessliches Naturschauspiel.
Erste Sonnenstrahlen am Stella point
Die morgendlichen Sonnenstrahlen belohnen uns für die Strapazen des Aufstiegs.
Der Guide und Teresa überreden mich, auch die letzten 150 Höhenmeter zum Gipfel noch in Angriff zu nehmen. Entlang des Gletschers, vorbei am Hans Meyer point (5.888 m) zeigt sich schon bald das Gipfelschild des höchsten Punktes von Afrika, der Uhuru peak (5.895 m)
Geschafft! Die Müdigkeit ist wie weggeblasen
Gegen 7:00 Uhr stehen wir am höchsten Punkt Afrikas, ein erhebendes Gefühl. Zusammen mit Teresa und dem Guide machen wir ein Gipfelfoto.
Nach etwa 3 Stunden Abstieg zum Barafu camp treffen wir wieder auf Peter, der sich inzwischen erholt hat. Wir fallen in unsere Zelte und schlafen auf der Stelle ein. Nach einer 3 stündigen Rast machen wir uns auf den Weg ins Mweka camp.
Nach 12 Stunden fallen wir erschöpft in unsere Zelte.

22. August 2010:
Mweka camp - Mweka gate (1.800 m)
Durch Moorland und Regenwald; 4 Stunden; 10 km
Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer Kili Gratulationsshow unserer Truppe machen wir uns
an den Abstieg zum Mweka camp. Die letzte Etappe ist nicht schwierig. Es geht ausschließlich über gut ausgebaute Waldwege bergab.
Rückblick auf den Kili
Wir blicken noch einige Male zurück auf den Gipfel des Kili und können es gar nicht fassen, vor gut 12 Stunden am Gipfel gestanden zu sein.
Am Mweka camp tragen wir uns ins Besteigungsbuch ein. Bevor wir zurück ins Hotel nach Arusha fahren beschließen wir unsere Tour mit einer kleinen Feier in einem Beisl unweit des Mweka gates.
Der Guide überreicht uns die Besteigungsurkunden und wir feiern die erfolgreiche Besteigung mit einigen Bieren. Die Rückfahrt gestaltet sich auf Grund der Biere sehr fröhlich.
Abschlussfeier am Mweka gate
Glücklich erreichen wir unser Hotel in Arusha und genießen eine ausgiebige Dusche und ein sauberes Bett.